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Der Neunte Altersbericht ist veröffentlicht
Am 8. Januar 2025 wurde der Neunte Altersbericht der Bundesregierung mit dem Titel „Alt werden in Deutschland – Vielfalt der Potenziale und Ungleichheit der Teilhabechancen“ veröffentlicht. Im Mittelpunkt steht die Unterschiedlichkeit der Lebenssituationen älterer Menschen.
Die Bundesseniorenministerin Lisa Paus, die Vorsitzende der Neunten Altersberichtskommission Prof. Dr. Martina Brandt und die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen Dr. Regina Görner stellten in einer Pressekonferenz den Neunten Altersbericht der Bundesregierung vor.
Über den folgenden Link können Sie den Neunten Altersbericht und die Kurzfassung als Broschüre herunterladen oder bestellen.
Hier geht es zum Link:
Neunter Altersbericht
Altersbericht Zusammenfassung
Alt werden in Deutschland - Vielfalt der Lebenssituationen und Ungleichheit der Teilhabechancen
Was heißt das?
Im Neunten Altersbericht werden die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Lebenssituationen älterer Menschen in Deutschland dargestellt und es wird untersucht, ob gesellschaftliche Teilhabe für alle älteren Menschen in gleichem Maße möglich ist.
Im Bericht zeigt sich, dass gesellschaftliche Teilhabe nicht für alle älteren Menschen in gleichem Maße möglich ist. Es gibt wichtige Eckpunkte, die ein gutes Leben im Alter definieren. Wir stellen hier aus der Zusammenfassung des Berichts einige vor:
Altersarmut: Die Einkommensarmut von älteren Menschen hat in den letzten zwei Jahrzehnten überproportional zugenommen. Eine Person gilt als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. Laut Statistischem Bundesamt waren im Jahr 2022 rund 18 Prozent der Personen ab 65 Jahren von Armut bedroht.
Grundsicherung: Auch der Grundsicherungsbezug im Alter ist ein Indikator für Armut. Die Anzahl der Empfänger*innen von Grundsicherung im Alter hat sich seit der Einführung der Leistung im Jahr 2003 mehr als verdoppelt, der relative Anteil der älteren Menschen mit Grundsicherungsbezug liegt hingegen seit Jahren einigermaßen konstant zwischen drei und vier Prozent. Allerdings gibt es einen erheblichen Anteil an sogenannter „verdeckter“ oder „verschämter“ Altersarmut.
So nehmen Schätzungen zufolge etwa 60 Prozent der eigentlich berechtigten Personen die Grundsicherung im Alter nicht in Anspruch. Häufig geschieht dies, weil die Leistungen nicht bekannt sind oder die Anspruchsberechtigten Angst vor Behördengängen, vor sozialer Kontrolle und vor einem möglichen Rückgriff auf das Einkommen ihrer Kinder haben.
Auch Scham und Stigmatisierungsängste spielen eine Rolle. Ähnliche Zugangshemmnisse gibt es bei der sozialen Schuldner:innenberatung – und dies, obwohl die Überschuldungsquoten älterer Menschen in den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen haben.
Sorgearbeit: Die Pflege von An- und Zugehörigen ist in Deutschland die häufigste Form der pflegerischen Versorgung. Vier von fünf Pflegebedürftigen in Deutschland werden zu Hause versorgt und dies überwiegend von An- und Zugehörigen. Allerdings wird Sorgearbeit und Pflege nicht immer ganz freiwillig übernommen: Oftmals fehlen finanzielle Mittel, um Pflegeleistungen einzukaufen oder gewerbliche Pflegeleistungen werden nicht im erforderlichen Maß oder nicht ausreichend passgenau angeboten.
In vielen Fällen verändert die Übernahme von unbezahlten Pflege- und Sorgeaufgaben das Leben der Beteiligten über eine lange Zeit und führt bei intensiver Pflege bei den pflegenden An- und Zugehörigen zu Überlastungen und starken Einschränkungen in anderen Lebensbereichen. Ein Großteil der älteren Pflegepersonen fühlt sich durch die Pflege überfordert. Zudem ist es für viele Menschen herausfordernd, gleichzeitig erwerbstätig zu sein und Sorgearbeit für ältere An- und Zugehörige zu leisten.
Gesundheitliche Ungleichheit: Gesundheit und Teilhabe hängen eng miteinander zusammen und beeinflussen sich wechselseitig – bis ins hohe Alter. Die Neunte Altersberichtskommission beleuchtet in ihrem Bericht die gesundheitliche Situation älterer Menschen und zeigt, dass die Chancen auf gute Gesundheit nach Alter, Geschlecht sowie sozio-ökonomischem Status ungleich verteilt sind.
Umfeld: Aufgrund abnehmender Mobilität gewinnen die Wohnung, der Wohnort und das Wohnumfeld mit dem Älterwerden an Bedeutung. Umso mehr fallen die ungleichen Gesundheitspotenziale und Gesundheitsrisiken ins Gewicht, die mit unterschiedlichen Wohnsituationen und Wohnquartieren verbunden sind.
Bezahlbarer Wohnraum und barrierearme Mobilität als Schlüssel für Teilhabe: Zur gesellschaftlichen Teilhabe gehört es, angemessen wohnen zu können und sich „in den eigenen vier Wänden“ und im näheren Wohnumfeld wohlzufühlen. Allerdings sind in den letzten Jahren in vielen Regionen und Städten die durchschnittlichen Wohnkosten deutlich angestiegen, die durchschnittlichen Alterseinkommen haben sich jedoch nicht im gleichen Maß entwickelt.
Für immer mehr ältere Menschen wird es deshalb immer schwieriger, eine ihren Bedürfnissen entsprechende Wohnung zu bezahlen.
Ageismus: Ageismus tritt immer dann auf, wenn Menschen aufgrund ihres Alters auf bestimmte Weise bewertet oder behandelt werden, obwohl die entsprechende Beurteilung oder Behandlung nicht gerechtfertigt ist. Individueller Ageismus findet in den Köpfen der Menschen statt – als stereotype Vorstellungen von älteren Menschen, vom Altern und von der Lebensphase.
Ältere Menschen mit Migrationsgeschichte: Heute leben etwa 2,5 Millionen Menschen mit Migrationsgeschichte in Deutschland, die 65 Jahre alt und älter sind. Im Vergleich zu älteren Menschen ohne Migrationserfahrungen besitzt ein geringerer Anteil von älteren Menschen mit Migrationserfahrung Wohneigentum.
Menschen mit Migrationserfahrung wohnen im Durchschnitt auf weniger Wohnfläche und sind mit ihrer Wohnsituation weniger zufrieden als ältere Menschen ohne Migrationserfahrung. Hinsichtlich ihrer Gesundheit zeigt sich, dass die ersten Einwanderungsgenerationen in Deutschland insgesamt eine erhöhte gesundheitliche Vulnerabilität im Alter aufweisen.
Eine längere Aufenthaltsdauer im Zuwanderungsland erhöht das Risiko für chronische Erkrankungen. Besonders negative Auswirkungen auf die seelische und körperliche Gesundheit zugewanderter Menschen haben Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen.
Empfehlung der Kommission: Für die mittel- und langfristige Entwicklung der Altenhilfe empfiehlt die Kommission dem Bund, einen Dialogprozess zur Vorbereitung eines neuen Sozialgesetzbuchs „Teilhabe im Alter“ zu initiieren. Ein bundespolitischer Ansatz wäre am besten dazu geeignet, die Senior:innenpolitik generell aufzuwerten und ein institutionelles Fundament für eine integrierte, konsequent teilhabeorientierte Senior:innenpolitik zu schaffen.
In einem Dialogprozess sollte unter Beteiligung und Einbindung aller relevanten staatlichen und nicht-staatlichen Akteure geklärt werden, wie die politischen, verfassungs- und kompetenzrechtlichen Hürden auf dem Weg zu einer solchen bundespolitischen Lösung überwunden werden könnten und welche bundesgesetzliche Regelung denk- und machbar wäre, um die institutionellen Grundlagen für eine integrierte Politik für ein gutes Leben im Alter zu schaffen.
Wer die selbstbestimmte Teilhabe älterer Menschen fördern will, muss die Gestaltungsmöglichkeiten der Kommunen stärken.
Hier gibt es nochmals die Verlinkung zum Neunten Altenbericht
Und Hier finden Sie die Broschüre zum Altersbericht mit vielen wichtigen Erkenntnissen zum Herunterladen: