In diesem Bereich werden unsere Treffen, Vorträge und Veranstaltungshinweise veröffentlicht, aber auch neue Studien oder inhaltlich relevante Themenbeiträge eingestellt.
Das Projekt Netzwerk Zukunftsmut 60+ ist Teil der bundesweiten Strategie gegen Einsamkeit. Diese Strategie wurde Ende 2023 beschlossen.
Die darin enthaltenden 111 Maßnahmen haben fünf Ziele: Sensibilisierung der Öffentlichkeit, Wissen stärken, Praxis stärken, bereichsübergreifend agieren und Menschen unterstützen, Angebote ausbauen.
Das Bundesfamilienministerium will das Thema damit strategisch angehen.
Eng verknüpft ist die Strategie mit dem Kompetenznetz Einsamkeit (KNE). Das Kompetenznetz Einsamkeit setzt sich mit den Ursachen und Folgen von Einsamkeit auseinander und fördert die Erarbeitung und den Austausch über förderliche und hinderliche Faktoren in der Prävention von und Intervention bei Einsamkeit in Deutschland. Dazu verbindet das KNE Forschung, Netzwerkarbeit und Wissenstransfer.
Im Rückblick auf die im Juni 2024 zum dritten Mal durchgeführte Woche gegen Einsamkeit, an der sich auch das Netzwerk Zukunftsmut 60+ beteiligt hat, berichteten die in ganz Deutschland involvierten Kommunen, sozialen Träger und Vereine von einem steigenden Interesse an dem schwierigen und sehr persönlichen Thema Einsamkeit:
Einsamkeit wird nicht mehr nur als Problem der direkt Betroffenen betrachtet, sondern immer mehr als gesellschaftliches "Phänomen" wahrgenommen, das regionale Entwicklung und kommunalen Zusammenhalt negativ beeinflussen kann.
Einsamkeitsbarometer
Im Vorfelde der Woche gegen Einsamkeit wurde am 30.05.2024 durch Familienministerin Lisa Paus und Benjamin Landes (Direktor des ISS e.V.) der erste Einsamkeitsbarometer vorgestellt.
Mit dem Einsamkeitsbarometer 2024 erfolgt erstmalig eine umfassende Analyse des Einsamkeitserlebens der Bevölkerung in Deutschland. Auf Grundlage der Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) können repräsentative Aussagen zur Einsamkeitsbelastung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen zwischen 1992 bis 2021 getroffen werden.
Zentrale Ergebnisse des Einsamkeitsbarometers 2024 sind:
- Einsamkeitsbelastungen durch die Corona-Pandemie gehen zurück. Die Einsamkeitsbelastungen bei der Gesamtbevölkerung stiegen von 7,6 Prozent in 2017 auf 28,2 Prozent in 2020 auf 11,3 Prozent in 2021.
- Ältere und jüngere Menschen sind am häufigsten betroffen. Personen über 75 Jahren sind im Längsschnitt am stärksten von Einsamkeit betroffen. Im ersten Pandemie‐Jahr 2020 waren erstmals jüngere Personen (zwischen 18 und 29 Jahren) mit 31,8 Prozent stärker mit Einsamkeit belastet als Personen im Alter über 75 Jahren (22,8 Prozent). Während jüngere Altersgruppen in 2021 auf höherem Niveau verharren (14,1 Prozent; 2017: 8,6 Prozent), liegen die
Einsamkeitsbelastungen bei älteren Personen in etwa auf dem Niveau vor der Pandemie (2017: 9,1 Prozent, 2021: 10,2 Prozent).
- Frauen sind stärker belastet als Männer. Frauen weisen eine höhere Einsamkeitsbelastung auf (2017: 8,8 Prozent, 2020: 33,2 Prozent, 2021: 12,8 Prozent), als Männer (2017: 6,6 Prozent, 2020: 23,1 Prozent, 2021: 9,8 Prozent), wobei die Pandemie diesen Effekt noch weiter verstärkt hat. (sog. Gender Loneliness Gap)
- Einsamkeit wirkt sich negativ auf die physische und psychische Gesundheit aus. Die Ergebnisse des Einsamkeitsbarometers zeigen, dass Einsamkeit sich negativ auf die physische und psychische Gesundheit auswirkt.
- Armut, Care-Arbeit und Migration hängen stark mit Einsamkeit zusammen. Der Anteil von erwerbslosen Menschen mit Einsamkeitsbelastungen ist stark erhöht. Im Rahmen der Pandemie haben sich 2020 die Unterschiede in den Einsamkeitsbelastungen zwischen erwerbstätigen und arbeitslosen Personen bis auf 5 Prozentpunkte stark angeglichen, während sie 2021 mit 16,1 Prozentpunkten wieder weit auseinanderlagen. Menschen, die intensive Sorgearbeit leisten sind von gehobenen Einsamkeitsbelastungen betroffen (insb. Alleinerziehende und informell Pflegende), ebenso Menschen mit Migrations‐ und/oder Fluchterfahrung.
- Regionale und raumbezogene Aspekte von Einsamkeit. Es gibt regionale Unterschiede, aber nur geringe Unterschiede zwischen den westdeutschen und ostdeutschen Ländern und keinen signifikanten Unterschied in den Einsamkeitsbelastungen zwischen Menschen in ländlichen und städtischen Gebieten.
- Einsamkeitsbelastungen und Einstellungen zur Demokratie: Das Einsamkeitsbarometer zeigt für das Jahr 2021 ein signifikant niedrigeres Vertrauen in politische Institutionen (Polizei, Parteien, Politiker und Politikerinnen, Rechtssystem, Bundestag) bei Personen mit erhöhter Einsamkeitsbelastung im Vergleich mit Personen ohne erhöhte Einsamkeitsbelastung.
- Gesellschaftliche Teilhabe, soziale Bindungen und Bildung wirken als Resilienzquellen von Einsamkeit: Die deutsche Bevölkerung verfügt über ein solides Fundament an Resilienzfaktoren gegen Einsamkeit. Die Besuchsfrequenzen zu Primärbeziehungen (Familie, Freunden und Freundinnen sowie Nachbarn und Nachbarinnen) sind auf einem konstant hohen Niveau – auch während der Pandemie. Die Zufriedenheit mit der Qualität der
Primärbeziehung ist konstant hoch. Aktiver Sport ist für viele Menschen eine zunehmend wichtige Form sozialer Teilhabe. Personen mit höherer Bildung sind weniger von Einsamkeit betroffen als Personen mit mittlerer Bildung, die wiederum weniger von Einsamkeit betroffen sind als Personen mit geringer Bildung.
Im Rahmen unserer Arbeit im Projekt Netzwerk Zukunftsmut 60+ sind auch wir dazu aufgefordert, bei unserer kostenfreien Beratung und in unseren verknüpfenden Angeboten wichtige Daten über Einsamkeitsfaktoren anonym zu erheben. Dazu gibt es einen Fragebogen, der das Projekt und unter anderem auch regionale Zusammenhänge durch jeden einzelnen teilnehmenden Menschen spiegelt.
Der Fragebogen mit den erhobenen Daten hilft uns, unsere Arbeit darzustellen. Zudem trägt er dazu bei, dass Einsamkeitsfaktoren besser erforscht werden können, und dass Prävention und Intervention in Zukunft bei den betroffenen Risikogruppen besser ankommen können.
Sie möchten mehr über das Einsamkeitsbarometer wissen?
Den Link dazu finden Sie HIER: EINSAMKEITSBAROMETER
Mehr über das Thema Einsamkeit allgemein finden Sie zum Herunterladen:
Factsheet – Einsamkeit in Deutschland
Dieses Factsheet bietet einen Überblick zu allgemeinen Erkenntnissen aus dem Einsamkeitsbarometer, zu Risikogruppen und Resilienzquellen.
Factsheet – Was ist Einsamkeit?
Dieses Factsheet enthält eine Definition von Einsamkeit und die verschiedenen Formen von Einsamkeit.
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